Allgemein

Die markante Schichtenoptik entsteht durch den Bauprozess selbst: Stampflehm wird in etwa 12-14cm hohen Lagen in eine Schalung eingebracht und verdichtet. Sobald eine Lage fertig ist, folgt die nächste – Schicht für Schicht, bis die gewünschte Wandhöhe erreicht ist. Diese Technik macht nicht nur die Konstruktion sichtbar, sondern verleiht jedem Bauteil eine eigene, unverwechselbare Ästhetik.

Story: Test

Lehm ist bei fachgerechter Planung und Ausführung ein sehr langlebiger Baustoff. Entscheidend ist der konstruktive Schutz vor Witterungseinflüssen – etwa durch auskragende Dachränder, durchdachte Details im Sockelbereich und/oder Erosionsbremsen in Form von Trasskalk- oder Ziegelleisten. Besonders Stampflehm zeichnet sich durch hohe Beständigkeit aus: Viele historische Lehmbauten stehen seit Jahrhunderten und belegen die Dauerhaftigkeit dieses Materials eindrucksvoll.

Das Rohmaterial Lehm ist grundsätzlich kostengünstig und oft regional verfügbar. Die Bauweise selbst erfordert jedoch einen hohen Anteil an manueller Arbeit, was in Ländern wie Österreich, Deutschland oder der Schweiz aufgrund vergleichsweise hoher Lohnkosten den Preis erhöht. Bei Lehm Ton Erde haben wir technische Innovationen entwickelt, um den Arbeitsaufwand zu reduzieren und den Prozess effizienter zu gestalten. Dennoch bleibt Stampflehm ein handwerklich geprägtes Verfahren, dessen Weiterentwicklung stark von laufenden Bauprojekten abhängt.

Stampflehm ist lokal verfügbar, wiederverwendbar und kommt ohne energieintensive Verarbeitung aus. Der Lehm bleibt im Stoffkreislauf: Er kann am Ende des Lebenszyklus einfach wiederverwendet oder der Erde zurückgegeben werden.

Produktion

Die Dimensionierung eines Stampflehmelements  richtet sich nach dem jeweiligen Einsatzzweck sowie den Anforderungen an Transport und Logistik. Mit einer Rohdichte von etwa 2,3 t/m³ sind die Gewichtsgrenzen ein wesentlicher Faktor für die Planung. Optimal gestalten sich Elemente mit einer Höhe von ca. 120cm, einer Länge von max. 300cm und einem Gewicht von ca. 4t. Die Wandstärke variiert dabei flexibel zwischen 7 und 85 cm – abgestimmt auf statische und gestalterische Anforderungen.

Nein, Stampflehmwände kommen i. d. R. ganz ohne innere Bewehrung aus. Eine Stahlarmierung würde den Trocknungsprozess behindern, Spannungen erzeugen und Rissbildungen begünstigen. Zudem würde sie das Verdichten des Materials beim Stampfen erheblich erschweren. Die Tragfähigkeit entsteht allein durch die massive Bauweise und die gezielte Zusammensetzung des Materials.

Stampflehmelemente werden im feuchten Zustand produziert, anschließend zugeschnitten und sorgfältig gelagert. Die Trocknungszeit beträgt ca. 4-6  Wochen, abhängig von der Elementstärke, den klimatischen Bedingungen und der Luftzirkulation. Erst nach vollständiger Trocknung erreichen die Elemente ihre volle Festigkeit und können sicher versetzt und belastet werden.

Stampflehm ist ein massives Material mit einer Rohdichte von etwa 2,3 t/m³ – vergleichbar mit Beton. Das bringt Gewicht mit sich: Ein Element kann mehrere Tonnen wiegen. Deshalb ist es wichtig, bereits in der Planungsphase die Dimensionen so festzulegen, dass Transport und Montage problemlos möglich sind. Bei Lehm Ton Erde achten wir darauf, dass die Bauteile kompatibel mit gängigen Hebe- und Transportmitteln sind – für einen reibungslosen Ablauf auf der Baustelle.

Ja – ähnlich wie Ziegel werden vorgefertigte Stampflehmelemente Stück für Stück versetzt. Um eine geschlossene, homogene Oberfläche zu erzielen, werden die Fugen anschließend mit dem gleichen Ausgangsmaterial gefüllt und retuschiert. Da unser Material erdfeucht verarbeitet und nicht mit Zement stabilisiert wird, bleibt es dauerhaft gestaltbar: Retuschierarbeiten sind nicht nur direkt nach dem Einbau, sondern auch Jahre später noch möglich. 

Bauphysik

Stampflehm kann nicht nur Wärme speichern, sondern auch Feuchtigkeit. Die oberste Lehmschicht wirkt dabei wie ein natürlicher Schwamm: Bei hoher Luftfeuchtigkeit im Raum nimmt die Wand überschüssige Feuchte auf – bis zu etwa 55 % relativer Luftfeuchtigkeit. Sinkt die Luftfeuchte, gibt der Stampflehm die gespeicherte Feuchtigkeit wieder ab. Dieser passive Feuchteausgleich sorgt für ein gesundes Raumklima, erhöht den thermischen Komfort und unterstützt die Atemwegsgesundheit.

Bei der Dämmung von Stampflehmwänden ist es wichtig, ein diffusionsoffenes Dämmmaterial zu wählen, das Feuchtigkeit durchlässt und so die natürlichen feuchteregulierenden Eigenschaften des Lehms erhält. Zudem muss die Dämmung lückenlos und luftdicht an die Stampflehmwand angeschlossen werden, um Luftzwischenräume zu vermeiden, die zu Wärmeverlusten oder Feuchtigkeitsproblemen führen können.

Der Wärmedurchgangskoeffizient (λ-Wert) von Stampflehm liegt etwa bei 1 W/mK und ist damit vergleichbar mit Beton. Aufgrund dieser relativ hohen Wärmeleitfähigkeit müssen Stampflehmwände, wenn sie als Außenwände eingesetzt werden, zusätzlich gedämmt werden, um die aktuellen energetischen Anforderungen und Bauvorschriften zu erfüllen.

Material

Die Rohmaterialien beziehen wir i. d. R. aus Erdarbeiten und Aushubprojekten in der Region, mit Transportwegen zwischen 15 und 40km. Meist reicht eine Quelle aus, um mehrere Projekte zu realisieren. Bevor das Material in unserer Produktionshalle in Schlins verarbeitet wird, erfolgt eine Aufbereitung: Sieben, Brechen, Mischen. 

Statik

Stampflehmwände nehmen hohe Druckkräfte auf und verhalten sich statisch ähnlich wie ein unbewehrtes Mauerwerk. Lasten sollten möglichst rechtwinklig zu den horizontalen Stampflagen abgetragen werden. Die Zugfestigkeit ist gering und kann statisch vernachlässigt werden.

Stampflehm und andere Baustoffe – wie z. B. Holz – verformen sich unterschiedlich unter Belastung und über die Zeit. Während Holz auf Feuchte- und Temperaturänderungen stark reagiert, zeigt Stampflehm ein sogenanntes „Setzungsverhalten“ (Kriechen). Um Schäden zu vermeiden, müssen solche Bewegungen konstruktiv aufgefangen werden – etwa durch Gleitlager oder spezielle Anschlussdetails wie Schlupfverbindungen. Solche Lösungen sind im Bauwesen längst etabliert und lassen sich auch im Stampflehmbau zuverlässig anwenden.

Ähnlich wie beim Ziegelmauerwerk werden Stampflehmelemente in einem Verband verlegt, um eine gleichmäßige Lastverteilung zu gewährleisten. Um Punktlasten sicher abzutragen, sollten die einzelnen Elemente durch einen Ringanker oder vergleichbare Details miteinander verbunden und stabilisiert werden. So entsteht eine zusammenhängende, tragfähige Wandstruktur.

Da Stampflehm nur eine geringe Zugfestigkeit aufweist, müssen Öffnungen wie Fenster oder Türen konstruktiv gesichert werden – meist durch separate Sturzelemente. Diese können aus Holz, Stahl oder Beton bestehen, oder in einen Schließkranz integriert werden, der die Last zuverlässig über die Öffnung hinweg ableitet. Insbesondere bei größeren Öffnungen steigt der planerische und bauliche Aufwand. Entscheidend ist daher eine frühzeitige Abstimmung zwischen Architektur, Statik und Bauausführung.

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